Ein barrierefreies Klagenfurt
wünschen sich wohl alle
dort lebenden und
die Landeshauptstadt
besuchenden Menschen mit
Behinderungen. Wie allgemein
bekannt ist, gehört Österreich
bezüglich Barrierefreiheit
nicht zu den führenden
Nationen und die Kärntner
Landeshauptstadt fällt in
einem Österreichvergleich noch
weiter ab. Obwohl es in den
letzten Jahren einige
Fortschritte gab, stellen
Menschen mit Behinderungen in
Klagenfurt bei Neu- und
Umbauten immer wieder
gravierende Mängel fest.
So wie jüngst bei der
Eröffnung einer Unterführung
im Bereich des
Frachtenbahnhofes. „Verkehr
rollt wieder durch
Unterführung Lastenstraße“
betitelte die „Klagenfurter
Stadtzeitung“ in ihrer Ausgabe
vom 9. Juni 2005 einen Beitrag
über die Eröffnungsfeier. Die
Fertigstellung erfolgte zwei
Monate früher als geplant,
freuen sich hochrangige
Vertreter/innen der
Stadtpolitik. Jedoch die
Freude der
Rollstuhlbenützer/innen hält
sich in Grenzen. Zwar ist es
angenehm, dass erneut ein
Nadelöhr im Klagenfurter
Stadtverkehr entschärft werden
konnte und der Verkehr - wie
es so schön heißt - wieder
fließt, aber noch angenehmer
wäre es, wenn nicht nur an die
Autofahrer/innen, sondern auch
an die Bedürfnisse behinderter
Verkehrsteilnehmer/innen
gedacht worden wäre. Die
städtischen Planer/innen haben
in Bezug auf die Steigung wohl
aus Fehlern vergangener
Unterführungsgestaltungen
gelernt, aber was nützt es
einem Menschen im Rollstuhl,
wenn er zwar gut durch die
Unterführung kommt, jedoch
dann aufgrund einer ca. 16 cm
hohen Stufe und einem zu
schmalen Bereich mit
Abschrägung quasi in der
Sackgasse landet. Aber auch
Rollstuhlfahrer/innen, die
diese Hürden überwinden
können, und somit vom Gehweg
auf die Straße gelangen,
können sich ihres Erfolges
nicht lange erfreuen. Sie
stellen fest, dass sie eine
sehr stark frequentierte
Straße ohne Fußgängerübergang
überqueren müssen. Bei der
ersten Begehung dieses neuen
Straßenstücks durch uns (zwei
Personen im Rollstuhl und ein
Mensch mit Sehbehinderung) kam
der erst kürzlich wieder
fließende Verkehr kurzfristig
zum Erliegen, ca. 20 aus drei
Richtungen kommende Fahrzeuge
mussten stoppen, damit wir die
Straße überqueren konnten.
Endlich auf der anderen
Straßenseite angekommen,
freuten wir uns über eine
notdürftig angebrachte
Abschrägung der Gefahrenzone
entkommen zu sein. Jedoch auch
hier währte die Freude
lediglich 20 Meter weit.
Wieder standen wir vor einer
Stufe mit ca. 16 cm Höhe.


Ein mit der Sachlage
konfrontierter
Magistratsbeamter der
Bauabteilung, meinte dazu
einfach: „Was hat ein
Rollstuhlfahrer am
Frachtenbahnhof zu tun?“
Nun ja, es gibt ja wirklich
viele Orte, an denen
behinderte Menschen nichts zu
suchen haben, aber den
Frachtenbahnhof würde ich
nicht dazu zählen, reisen doch
viele behinderte Menschen
bekanntermaßen im
Frachtwaggon.
Dazu ein Artikel der Kleinen
Zeitung vom 19.12.2003:
Behinderte in Frachtwaggon
- Die französische Staatsbahn
SNCF braucht keinen
Schadenersatz an drei
Rollstuhlfahrer zu zahlen, die
in einem Gepäckwagen reisen
mussten, weil ihnen niemand
geholfen hatte, in den
Personenwagen zu gelangen. Das
Unternehmen sei strafrechtlich
nicht für das Verhalten seiner
einfachen Angestellten
verantwortlich, entschied das
Gericht.
Aus
Klagenfurt gibt es jedoch auch
Positives zu berichten. Bei
der oben erwähnten Begehung
sahen wir uns auch den kurz
vor der Fertigstellung
befindlichen neuen
Hauptbahnhof in Klagenfurt an
und stellten fest, dass es
endlich auch in Klagenfurt ein
Gebäude gibt, das über ein
taktiles Leitsystem verfügt!
Außerdem können nun sämtliche
Bahnsteige auch von
Rollstuhlfahrer/innen mittels
Aufzügen erreicht werden.
Einziger Wermutstropfen der
Bahnhofsbesichtigung: Die mit
einem Euroschloss versehene
Tür zum Behinderten-WC lässt
sich kaum öffnen. Dieses Manko
sollte jedoch schon bald
behoben sein, versprach man
uns von Seiten der ÖBB.
Ernst Kočnik
19. Juni 2005